Du suchst eine Lösung für eine autarke Stromversorgung für dein Camper-Van? Was du beachten solltest, wie viel Leistung du benötigst und was die Vor- und Nachteile sind erfährst du von Sina & Carsten.

Autarke Stromversorgung, Solarzelle Camper Van

Der moderne Digital Nomad hat ein grundsätzliches Problem, wenn es um die Kompatibilität seiner Arbeit und dem Leben in der Natur geht – Mutter Natur hat keine Steckdosen installiert. Das Ziel, an jedem Ort auf unserem Planet zeitlos freistehen zu können und dabei einen Arbeitsplatz mit Ausblick zu haben, scheint daher nur bedingt erreichbar zu sein. Eine Lösung für das Problem liefert uns die bereits angesprochene Mutter Natur jedoch selbst: Solarenergie. Und diese Lösung ist bei Weitem nicht so kompliziert, wie es sich viele von euch vielleicht gerade vorstellen. Wie ihr die richtige Solaranlage für euren Campervan findet und worauf ihr achten müsst, wenn ihr auch unterwegs mit voller Stromversorgung arbeiten wollt, fassen wir hier für euch zusammen!

Warum Solarenergie die richtige Wahl für deinen Camper-Van ist?

Die Solarenergie ist die umweltfreundlichste und nachhaltigste Alternative für das Laden eurer Versorgerbatterie, also der Zweitbatterie und das Betreiben eures Arbeitsplatzes. Neben der Umweltfreundlichkeit bietet euch eine Solaranlage den Vorteil vollständig autark reisen zu können ohne sich auf die Suche nach Steckdosen machen zu müssen oder den Motor laufen zu lassen. Eine Win-win-Situation für euren Campervan und unseren Planeten.

 

Die Nachteile einer Solaranlage

Wie so ziemlich alles im Leben, hat auch eine Solaranlage nicht nur Vorteile. Wer in den Genuss einer autarken Lösung der Stromversorgung im Campervan kommen möchte, muss dafür ein gewisses Investment tätigen. Abhängig vom Strombedarf und der gewählten Anlage können sich die Kosten auf Beträge ab 250 Euro belaufen. Die Anschaffungskosten sind in vielen Augen ein Nachteil der Solarenergie, aber langfristig betrachtet gar nicht mehr so relevant.

Neben dem finanziellen Aspekt besteht natürlich eine gewisse Wetterabhängigkeit. Ein offensichtlicher Nachteil der Solarenergie, aber kein Ausschlusskriterium. Wer seinen Bedarf korrekt berechnet und die Solaranlage entsprechend dimensioniert, wird auch bei weniger Sonne über die Runden kommen.

 

Solaranlagen für den Campervan

Wir reisen seit über 9 Monaten in unserem VW T4 durch Europa und können euch sagen, dass die Investition in eine Solaranlage das Beste und Sinnvollste war, was wir für unseren Selbstausbau tun konnten. Aber wie ermittelt man die richtige Größe für die eigene Solaranlage? Und welches Equipment ist wichtig, um das ganze Ding auch anzuschließen? Das Thema ist so umfangreich und wichtig, dass wir der Solaranlage ein eigenes Kapitel in unserem Ausbauratgeber „DIY Campervan“ gewidmet haben. Damit ihr euch den Traum von der eigenen Solaranlage erfüllen könnt, bekommt ihr jetzt eine Menge wichtigen und informativen Input.

 

Welche Arten von Solarpanelen gibt es?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Solarpanels die für uns infrage kommen. Monokristalline und Polykristalline Solarpanels. Die genauen Unterschiede darzustellen wäre jetzt zu tief und umfangreich. Entscheidend ist, dass monokristalline Solarpanels effektiver sind, also mehr Strom aus der gleichen Menge Sonne machen. Polykristalline Solarpanels sind hingegen günstiger in der Herstellung und daher auch günstiger in der Anschaffung. Kurz: Wer mehr Power will, muss auch mehr bezahlen. 

 Wander Horizons autarke Stromversorgung

Welche Größe sollte mein Solarpanel haben?

Die alles entscheidende Frage bei der Planung der Solaranlage - Wie groß muss mein Solarpanel sein, damit ich fröhlich vor mich hinarbeiten kann, ohne mir Sorgen über den Ladestand meiner Batterie machen zu müssen. Die Antwort darauf lässt sich errechnen.

Die Formel zum Glück: I = P / U

I ist der elektrische Strom in A Ampere

P ist die elektrische Leistung in W Watt

U ist die elektrische Spannung in V Volt

 Mobil arbeiten mit einer Solaranlage als Stromversorgung

Wie berechne ich meinen täglichen Energiebedarf?

Um zu erfahren wie groß euer Solarpanel sein sollte, benötigt ihr einen groben Plan davon, wie viel Energie ihr so am Tag verbraucht. Für eure elektrischen Verbraucher müsst ihr also mit der Rechenformel einen Wert in Ampere ermitteln. Der ermittelte Wert gilt immer pro Stunde, in der der Verbraucher in Betrieb ist.

Als Beispiel:

Ihr lasst eure LED Lampe (5 Watt Leistung) eine Stunde am Tag eingeschaltet. Angeschlossen ist diese an die 12V-Versorgerbatterie eures Campervans. Folglich gilt I = 5 Watt / 12 Volt = 0,42 Ampere pro Stunde. Nun mit der Anzahl an Stunden multiplizieren, die eurer täglichen Nutzung entspricht. 3 Stunden LED-Licht = 1,25 Ah (Ah sind Ampere-Stunden, die Angabe, die auch auf eurer Versorgerbatterie steht und die Gesamtkapazität eurer Batterie angibt).

Diese Rechnung stellt ihr mit allen Verbrauchern auf, die ihr im Van benutzt. Ladegeräte, Kühlbox etc.

Anschließend addiert ihr alle Werte und erhaltet einen Gesamtwert in Ah. Bei uns liegt dieser Wert für Ladegeräte, Licht, Kühlbox etc. bei ca. 45 Ah.

Dieser Gesamtwert ist ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Solarpanels. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, solltet ihr einen Puffer von ca. 15 % mit einrechnen: 45 Ah x 1,15 = 51,75 Ah pro Tag.

 

Wie berechne ich die passende Größe des Solarpanels?

Die Größe eines Solarpanels wird vom Hersteller in Form der Wp (Watt peak) Nennleistung angegeben. Viel interessanter ist aber die Angabe zum durchschnittlichen Tagesertrag in Wh/d (Watt-Stunden pro Tag). Der Wert in Wp dient eher zur groben Orientierung der Maße. 

40 WP - kleine Module

80-100 Wp - mittelgroße Module

> 120 WP - große Module

Für die Beispielrechnung betrachten wir unser 160 Wp Solarmodul. Dieses liefert laut Herstellerangaben 640 Wh/d. Diese Angabe bezieht sich auf einen guten Sommertag und ist daher als Maximalwert zu betrachten.

Wenn wir den von uns errechneten Energiebedarf inkl. Puffer, diesem Wert gegenüberstellen wollen, müssen wir die altbekannte Formel nach P, also Watt, umstellen: P = I x U, also Wh = Ah x V.

Für unser Beispiel heißt das: Wh = 51,75 Ah/d x 12 V = 621 Wh/d

Unser Solarpanel mit einem Tagesertrag von 640 Wh/d ist also in der Lage unseren Tagesbedarf von 621 Wh/d zu liefern.

 Solaranlage an deinen Camper anschließen

Wie schließe ich das Solarpanel an?

Zur Orientierung:

Wir haben eine 100 Ah Blei-Säure Batterie, bei einem Tagesbedarf von ca. 45 Ah. Installiert ist ein 160 Wp Solarpanel, kein MPPT-Laderegler sondern ein ganz schlichter. Auf unserer 9-monatigen Tour durch Spanien, Portugal und die Kanaren haben wir nie Probleme mit der Stromversorgung gehabt. Wir betreiben eine Kompressorkühlbox, 2 Smartphones, 2 Laptops, Licht und das Ladegerät für die Kamera.

Für den Anschluss an eure Versorgerbatterie benötigt ihr einen sogenannten Laderegler. Ein kleines Gerät, welches ihr zwischen Solarpanel und Versorgerbatterie schaltet. Dieser Helfer steuert den Ladestrom von der Solaranlage und gibt diesen fein sortiert und in verträglichen Mengen an eure Versorgerbatterie weiter. Es gibt unterschiedliche Arten von Solarladereglern. Generell sind die sogenannten MPPT-Laderegler die effektivsten, aber auch teuersten Helfer. Zwingend notwendig ist ein MPPT-Laderegler sobald eure Versorgerbatterie eine Gel- oder AGM-Batterie ist, da diese ein besonderes Ladeverfahren benötigen. Dieses kann nur ein MPPT-Laderegler liefern.

Darüber hinaus bieten die unterschiedlichen Laderegler noch Spielereien, wie Displays und Auswertungen. Da überlasse ich jedem von euch seine persönliche Vorliebe.

Der generelle Anschluss einer Solaranlage ist übrigens absolut unkompliziert. Zwei Kabel gehen vom Solarpanel in den Solarladeregler. Und zwei Kabel vom Solarladeregler an eure Versorgerbatterie. Wichtig ist hierbei, eine Sicherung von 15-20 A Stärke zwischen Laderegler und Batterie zu schalten. Das war’s schon! Für die genauen Vorgaben solltet ihr bitte unbedingt die Anweisungen des Ladereglers und des Solarpanels beachten.

Für die Montage des Solarpanels auf dem Fahrzeugdach gibt es spezielle Montagespoiler und Klebesets. Diese sind TÜV-geprüft und als Montagevariante am besten geeignet. Sicherheit geht vor!

 

Und was ist, wenn die Sonne nicht den ganzen Tag scheint?

Der Tagesertrag des Solarpanels ist natürlich nur ein Maximalwert. Dieser wird nicht immer erreicht. Sei es aufgrund des Wetters, oder weil im Winter die Sonneneinstrahlung generell geringer ist. Um auf diese Situation vorbereitet zu sein, ist eine ausreichend große Versorgerbatterie notwendig. Diese sollte einen schlechten Sonnentag kompensieren können. Je größer die Versorgerbatterie ist, desto größer ist also auch euer Puffer für sonnenarme Tage. Wenn ihr eure Batterie zusätzlich noch über die Lichtmaschine eures Campers aufladet, erhöht das mit jeder Fahrt die ihr unternehmt auch euren Batterie-Ladestand. 

 

Die richtige Batteriekapazität bestimmt ihr selbst. Die wichtige Frage dabei: Wie viele Tage wollt ihr, wetterunabhängig autark stehen können? Bedenkt, dass Batterien nie vollständig entladen werden sollten und daher ein Ladebestand von min. 30 % der Batteriekapazität als Puffer eingerechnet werden sollte. Multipliziert also euren Energiebedarf mit der Anzahl der autarken Tage (wir denken max. 2 Tage sind realistisch) und schlagt auf diesen Wert 30 % auf. Dann erhaltet ihr einen ungefähren Richtwert für die benötigte Batteriekapazität.

 

Das ganze Thema kurz zusammengefasst

  • Solarenergie ist der Shit, also lasst euch nicht von den Anschaffungskosten irritieren, sondern betrachtet die Vorteile die ihr und Mutter Natur langfristig haben.
  • Berechnet euren täglichen Energiebedarf
  • Sucht nach Solarpaneelen deren Tagesertrag zu eurem Tagesbedarf passt
  • Wählt eine ausreichend große Versorgerbatterie, um für schlechte Tage gerüstet zu sein
  • Sucht den passenden Laderegler für euren Batterietyp
  • Nutzt für die Montage ein spezielles Montageset inkl. Kleber

 Autarke Stromversorgung für deinen Roadtrip

Unser Tipp: Viele Anbieter von Solaranlagen für Campervans bieten Komplettsets an, die aufeinander abgestimmte Komponenten enthalten und in der Summe durchaus eine Ersparnis sein können.

Natürlich geht das ganze Thema noch viel tiefer, als wir es hier beschreiben konnten. Die Planung beginnt im Grunde schon mit der generellen Elektronik. Die Wahl der geeigneten Batterie, der beste Batterietyp, die Kapazität der Batterie. Die Verbraucher können oder müssen angepasst werden. Wer z. B. kein 12V-Ladegerät für seinen Laptop hat oder andere Verbraucher mitnimmt, die nur über 230V laufen (und für die es kein passendes 12V-Ladegerät gibt) benötigt einen Wechselrichter/Spannungswandler. Auch dieser muss eine passende Leistung haben und bestimmte Vorgaben erfüllen, um die geplanten Verbraucher auch betreiben zu können. All diese erweiterten Themen rund um die Suche nach der geeigneten Solaranlage und noch viele weitere Tipps, Tricks und Informationen rund um den Selbstausbau eines eigenen Campervans findet ihr in unserem eBook „DIY Campervan“. Vom Fahrzeugkauf über Rostbeseitigung, Isolierung, TÜV-Zulassung und Möbelplanung bis hin zur Umsetzung und Diebstahlschutz findet ihr darin so ziemlich alle Fragen, die vor oder während eines Ausbaus auf euch zukommen.

Sollte für euch etwas nicht ganz verständlich sein oder weitere Fragen aufkommen, könnt ihr uns gerne mit Fragen löchern. Schickt diese einfach an info@wanderhorizons.com oder besucht unsere Website. Wir melden uns so schnell wir können!

Viel Erfolg und Spaß mit eurer Solaranlage, wünschen euch 

Sina und Carsten von Wanderhorizons

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